Leo Eichleitner
- Wirkte von 1888 bis 1917 als Bürgermeister. Er war darüber hinaus Glasermeister und kunstsinniger Glasmaler, der sich dem Jugendstil verschrieb.
- Unter seiner Amtszeit entwickelte sich Göggingen zur Industriegemeinde. Die Bevölkerung stieg von knapp 3000 auf über 7000 Einwohner.
- Beim Besuch der Delegation des Gögginger Geschichtskreises in Eichleit überreichten Herbert Miehle, Heinz Münzenrieder und Wolfgang Schneider dem Fersentaler Kulturinstitut eine von Helga Eberle erarbeitete Bilddokumentation über die Eichleitner´schen Glasmalerarbeiten.
Ein großherziger Bürgermeister: Leo Eichleitner fertigte eigenhändig die Jugendstilfenster für das Bergkirchlein im trentinischen Eichleit und schenkte sie der Gemeinde.
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Bilder: Sammlung Münzenrieder
Gögginger Jugendstil im Trentino
Spurensuche Bürgermeister Eichleitners Vorfahren wanderten aus Welsch-Tirol zu. 1912 fertigte und schenkte er dem Ort seiner Vorfahren die Kirchenfenster
Von Heinz Münzenrieder
Göggingen Einige Mitglieder des Gögginger Geschichtskreises gönnten sich vor einigen Wochen eine Exkursion ins italienische Trentino und wandelten dort auf den Herkunftsspuren des von 1888 bis 1917 verdienstvoll in Göggingen amtierenden Bürgermeisters Leo Eichleitner. Dass dessen Vorfahren vor über zweihundert Jahren aus einer der heutigen deutschen Sprachinseln des früher zur Donaumonarchie gehörenden Welsch-Tirol – nunmehr das italienische Trentino – in mehreren Generationsschritten hier zuwanderten, war schon immer bekannt. Und ebenso, dass Ausgangspunkt dieser Migration der kleine Weiler Eichleit ist, der neuerdings diese deutsche Bezeichnung neben der italienischen Benennung Roveto sogar amtlich führt.
Herrlich gelegen ist dieser Flecken hoch oberhalb des Fersentales und mit Blick auf die Brenta-Dolomiten. Nach einer etwas beschwerlichen Fahrt gelangten die Geschichtsfreunde von der Singold zum ersehnten Zielort mit dessen idyllisch gelegenem Kirchlein und staunten: In einer der drei bunten und von reinem Jugendstil geprägten Fensterscheiben ist in deutscher und italienischer Sprache die Inschrift „Gestiftet von Bürgermeister Leo Eichleitner aus Göggingen in Bayern“ angebracht und dies versehen mit der Jahreszahl 1912.
Die Not trieb die Bergbauern in die Fremde
Des Rätsels Lösung: Der Bürgermeister war auch Glasermeister und anerkannter Glasmaler und hatte noch Verbindung zur alten Heimat. Und die kunstvoll gefertigten Fenster sind ein Präsent des großherzigen Gemeindeoberhaupts an den Herkunftsort seiner Vorfahren! Arg beschwerlich wird der Transport der Kostbarkeiten schon gewesen sein. Auch konnten die Gögginger Geschichtsfreunde in Erfahrung bringen, dass nur mehr in einigen abgelegenen Gemeinden des Fersentales – zu denen Eichleit gehört – ein etwas schwer zu verstehendes Bairisch gesprochen wird. Mit staatlicher Unterstützung entstand jetzt im Fersental sogar ein Kulturinstitut, das sich den deutschsprachigen Wurzeln des Tales annimmt.
Es waren nämlich Bergwerksknappen aus Baiern, die um 1300 vom Trienter Bischof angeworben wurden und aus denen dann nach Schließung der Eisen- und Silberbergwerke Bergbauern mit bescheidenen Anwesen wurden. Es war die Not, die diese Bergbauern in die Fremde trieb. Gerade in den hintersten und von der Sonne nicht verwöhnten Talgründen war nur ein recht armseliges Leben zu fristen. Deshalb nahmen die Eichleitner´schen Vorfahren ihr Schicksal selbst in die Hand und wanderten Ende des 18. Jahrhunderts aus. Und gleichsam als Referenz vor der alten Heimat nannten sie sich nach dem Ort ihrer Herkunft. Es waren übrigens nicht die Schlechtesten, die damals den beschwerlichen Gang in die ungewisse Fremde antraten. . .