Göggingen ist älter als tausend Jahre

 

Göggingen ist älter als tausend Jahre

Wieder bestens besucht war der Archivraum des Gögginger Geschichtskreises am vergangenen Donnerstag (6.3.2014). Vorsitzender Toni Resch konnte mit David Ahn auch ein junges Neumitglied begrüßen und zeigte mit der vertieften Einführung in die Siedlungsgeschichte, dass es auch vor der ersten urkundlichen Erwähnung im Jahre 969 bereits Einwohner gab. Anhand der archäologischen Befunde – nicht allein aus der Römerzeit – sind klare Zeugnisse vorhanden, die entsprechende Rückschlüsse zulassen. Die schriftlichen Zeugnisse setzen allerdings später ein: Urkundlich sind die Ritter von Geginga erwähnt, die als Schutz der bischöflichen Güter eingesetzt waren, dabei wird 1288 als letzter des Ortsadels Ulrich von Göggingen erwähnt. In der Zeit hatte Göggingen Brandschatzungen zu überstehen, die insbesondere 1372 durch Herzog Stephan von Bayern und 1462 mit  Herzog Ludwig von Bayern- Landshut dokumentiert sind. Letzterer hatte den Turm der Burg zerstört, deren Verteidiger Geschichte machten: Mit ihren acht Schwertern bilden sie mit dem Turm das Gögginger Ortswappen, das König Ludwig I. von Bayern 1837 genehmigt hatte. Wie andernorts zog auch der dreißigjährige Krieg im Raum Augsburg mit Pest und Hungersnöten den Ort Göggingen in Mitleidenschaft: Das alte Schloß Radau ging in Flammen auf. 1803 wird Göggingen, das immer noch zum Hochstift Augsburg gehörte, dem Fürstbischof entrissen und 1806 dem Königreich Bayern unter König Max I. Joseph eingegliedert. 1804 wird Göggingen Sitz des Landgerichts und 1838 zur Marktgemeinde erhoben. Besondere Entwicklung nahm Göggingen 1868 mit der Hessingschen Orthopädischen Heilanstalt, und erhielt wenig später 1886 mit dem Bau des Kurhaustheaters eine architektonische Glanzleistung, deren Ausstrahlung auch nach der Rekonstruktion weit über Augsburg hinaus wirkt. 

Arbeitsgruppe arbeitet NS-Zeit in Göggingen auf

Anhand einer vierseitigen Zeittafel konnten die Zuhörer Wünsche äußern, welche Zeitabschnitte genauer betrachtet werden sollten. Von vielen geschichtlichen Besonderheiten gelte es, intensivere Forschungen vor Ort zu initiieren. Resch sicherte zu, dass zur Aufarbeitung der NS-Zeit eine interne Arbeitsgruppe gebildet werde, die das Wissen von Zeitzeugen sichere.

In der lebhaften Diskussion äußerten Teilnehmer, der Geschichtskreis möge auch bei aktuellen Fragen seine Stimme erheben: Der aktuelle Zustand des Parkweihers sei eine Zumutung und zeige die Fehleinschätzung der Verwaltung, die eine dauerhafte Befüllung nicht erreichen könne. Auch werde die städtebauliche Qualität bei Neubauten nicht gerade forciert. Grundsätzlich sollten Stadträte wesentlich mehr Augenmerk darauf legen und damit auch langfristig das Ortsbild verbessern. Abschließend trug Toni Resch die überlieferte Geschichte aus dem Jahre 1397 vor, als der Bauer Veit Widderlin mit dem Inninger Jörg Lützelin nach durchzechtem Abend gewaltsam das Gögginger Tor überwand, um nach Hause zu kommen. Dafür wurde beide Monate später, als sie in Augsburg aufgegriffen wurden, zum Tod durch Erhängen “mit dem Gesichte gegen ihre Heimatdörfer” verurteilt. Und wie es weiter heißt ”Aber auf vieles Betteln und Bitten hin wurden die beiden armen Teufel begnadigt. Und worin bestand die Gnade? Sie wurden nicht gehängt., sondern – geköpft.” – “Das war sicher nicht die vermeintlich gute alte Zeit”, schloss Resch den Vortragveranstaltung gg foto resch.

Im Anschluss übergab Mitglied Katharina Steichele einen 95 Jahre alten Katasterauszug zur Ergänzung der Archivarbeit an den Geschichtskreis.

Katharina Steichele übergab Toni Resch einen Gögginger Katasterauszug aus dem Jahre 1920 , der für die Unterlagen des Gögginger Geschichtskreises gesichert wird.                          Foto: GG – Felix Resch